TOTENSONNTAG

Unser Itchy ist am Sonnabend, dem 24.11.2012 für immer eingeschlafen –

Nachruf auf Itchy Garibaldi, Fredersdorf, † 24.11.2012

Nun ist er nicht mehr.

Beinahe so unauffällig wie er gekommen war, ist er wieder aus unserem Leben gegangen. Die Rede ist von Itchy, dem alten Kater, der uns seit mehr als vier Jahren im Garten mit seiner Anwesenheit beehrte und einfach dazu gehörte. Am Totensonntag 2012 haben wir ihn in einer Holzkiste der Erde zurückgegeben. Wir wussten schon länger, dass es ihm nicht gut geht, der Besuch beim Tierarzt, nach der Zahnoperation, ergab schlechte Nieren-, Harnstoff- und Blutzuckerwerte. Brav hat der Kater danach sein Diätfutter gefressen, aber so richtig hat er sich nicht mehr erholt. In der letzten Woche fraß er immer weniger und auch das ersatzweise angebotene frisch gekochte Huhn und frisches Fleisch änderte nichts mehr. Am Freitagabend ging es ihm gar nicht gut, er war sehr wacklig auf den Beinen. Am Samstagmorgen machte er bei Nachbar Mamel auf sich aufmerksam und konnte ins Haus. Dort ist er dann für immer eingeschlafen.

In den vergangenen Jahre haben wir uns sehr an ihn gewöhnt. Ob Sommer oder Winter, Itchy war jeden Tag im Garten und wartete auf uns. Im Herbst 2008 hatte das seinen Anfang genommen, er saß verletzt vor der Hütte und ließ sich einfangen. Wir brachten ihn ins Tierheim Berlin, dort wurde ihm unbürokratisch geholfen und nach der Genesung, einige Wochen später, konnten wir ihn abholen und wieder in sein altes Revier bringen. Von da an gehörte er dazu, wurde täglich mit Futter versorgt. An der Stelle ein ganz dickes Lob an Baumi, der jahrelang, bei Wind und Wetter, zu allen Jahreszeiten, zuverlässig wie ein Uhrwerk für Itchy da war, ihn mit Futter und Streicheleinheiten versorgte und nur frei hatte, wenn wir am Wochenende und im Urlaub auf dem Grundstück waren.

Man weiß nicht, woher Itchy kam, seit wann er unsichtbarer Untermieter bei uns war. Zu Beginn konnte man nur vermuten, dass es ihn gab, er war nur als Schatten wahrnehmbar. Manchmal kam er nachts, im warmen Sommer, fast unbemerkt wie im Traum, durch das offene Fenster in die Laube, um sich am Futternapf von unserem Wohnungskater Bibo zu bedienen. Wir konnten nur erahnen, dass es eine unsichtbare Wildkatze gab, die von unserem Stubentiger immer wieder verscheucht wurde. Die Beiden wurden nie gute Freunde, aber Itchy hat sich durchgesetzt, da konnte Bibo fauchen wie er wollte, der Neue hatte Bleiberecht, die beiden mussten sich das Grundstück teilen und gingen sich, so weit es ging, aus dem Weg.

Mit der Zeit wurde Itchy, den wir anfangs, als unbekannten Wildkater, Garibaldi nannten, immer zutraulicher und friedfertiger. Bei der guten Versorgungslage wurde er auch bald runder und ruhiger, man konnte ihn auch ohne Übertreibung „mein Dicker“ nennen. Doch er war immer noch sportlich genug, um auch mal eine Ratte zu fangen und als Präsent vor die Tür zu legen. Er war mutig und ein großer Kämpfer, wenn es sein musste, konnte er auch einen großen Hund einschüchtern. Wenn es ihm so gut ging, hatte er auch nichts dagegen, dass sich Vögel und Igel an seinem Futternapf versorgten. Auf seine alten Katzentage konnte er die Gewissheit haben, nicht mehr hungern zu müssen.

Im Sommer ging es ihm meistens sehr gut, aber in der kalten Jahreszeit hatte er es um so schwerer. Auch wenn er inzwischen seinen eigenen Wohnwagen mit Katzenklappe hatte, es konnte im Winter sehr kalt werden und wir machten uns oft Sorgen um ihn. Aber Itchy hatte Talent und Charme, er schaffte es, von den Gartennachbarn im neu gebauten Haus zusätzlich versorgt zu werden. Das Katzenglück dieser Welt muss nahezu perfekt gewesen sein, wenn er die moderne Errungenschaft einer Fußbodenheizung auskosten konnte.

Wir werden ihn vermissen, nach dem Grillen hatten wir immer Spaß, wenn es hieß „Itchy komm, wir machen Männer wegbringen“ und er wie ein braver Hund mit bis zum Gartentor kam und die Gäste verabschiedete. Er wusste, was sich gehört, hatte Stil und wir haben dazu gelernt und wissen dank seiner nun auch um den Unterschied: Hunde haben ein Herrchen, Katzen haben Personal.

Er hat sich angeboten, wir durften Gutes tun und er hat es gedankt, hat uns immer Freude gemacht, war unser guter Geist und ohne ihn fehlt etwas, ist Leere und Trauer, unglaublich, was so ein kleines Tier bewirken kann.

Es passt zur Jahreszeit, sein Timing für den Abschied war perfekt und schon jetzt weiß ich, dass im Frühling, wenn wieder die Gartensaison beginnt und wir das Tor aufmachen, kein Itchy auf uns wartet, uns anmautzt und lange Katzengeschichten erzählt. Wir werden noch oft von ihm erzählen und noch öfter an ihn denken. Vielleicht stimmt es und tröstet uns, er ist unsterblich, solange wir uns an ihn erinnern.

und am Totensonntag haben wir ihn ins Grab gelegt.

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